Artikel aus dem Lëtzebuerger Wort vum 25 Juni 2020

Willkommene Legionäre

Seit 1990 verstärken ausländische Profispieler                                                  die luxemburgischen Volleyballteams

In den vergangenen Jahrzehnten kamen etliche Volleyballspieler aus dem Ausland nach Luxemburg um die Vereine auf der Titeljagd zu verstärken und die nationale Meisterschaft attraktiver zu gestalten. Aus Frankreich, Belgien, Deutschland, Rumänien, Bulgarien der damaligen Tschechoslowakei und sogar aus dem Iran, der USA, Kanada sowie Neuseeland kamen Legionäre ins Großherzogtum.

Der erste Profispieler wurde aber nicht, wie vielleicht erwartet, aus einem der Nachbarländer verpflichtet. Wiltz feierte nämlich 1990 auch dank des tschechischen Spielers Jiri Jonas den Aufstieg in die erste Liga. In der darauf folgenden Saison verstärkten zwei weitere Legionäre Luxemburger Teams.

„Strassen war vor der Saison 1990/91 zu einem Vorbereitungs­turnier in die Tschechoslowakei gekommen und hat mich auf dem Spielfeld unter Vertrag genommen“, erinnert sich Frantisek Vosahlo. Gleichzeitig war der Pole Wiecek Pavlik nach Diekirch gelockt worden. In den Jahren davor hatten auch bereits ausländische Spieler die Trikots luxemburgischer Mannschaften getragen, doch diese hatten selten ein großes Potenzial und waren vorrangig wegen ihrer Arbeit nach Luxemburg gezogen. Von den 1990er-Jahren an sahen sich die Vereine dann vermehrt nach Verstärkungen im Ausland um, um in der Meisterschaft sowie im Pokal zu bestehen und im Europapokal nicht sang und klanglos unterzugehen.

Zwei Iraner zieht es nach Mamer

Der Präsident aus Mamer, Jean Morby, wurde beispielsweise 1991 in der „Deutschen Volleyball-Zeitschrift“ auf die Iraner Parviz Kazemi und Javid Najafi aufmerk­sam, die eine Anzeige aufgegeben hatten. Ein Jahr später kamen die Rumänen Paul Dobre und Lucian Matusiou nach Mamer, ehe der Pole Arec Czapor sowie der Marokaner Mohammed EI Khaoua folg­ten. Kazemi und Matusiou waren zu dem Zeitpunkt schon längst wieder Geschichte. Auch Ranguel Krivov, Dieter Scholl und Eric Wolfer, der nach seinem Intermezzo in Mamer 120 Mal für Frankreich auflief, konnte Morby verpflichten.

Andre Hoffmann, damaliger Strassener Präsident, holte seinerseits den Tschechen Miroslav Reiter in sein Team. Fortan sollten Mamer und Strassen  den Volleyball über einige Jahre dominieren.

Trotz einiger Hochkaräter ( Sacho Galabov, Richard Krcho, Micha Bunusevac und Jacek Rychlicki, Vater des aktuellen Nationalspielers Kamil ) hinkte Diekirch bei der Titeljagd immer etwas hinterher. Von  1997 an mischte  dann  Petingen mit Livio  Georgescu, Adi Groza, Paul Dobre, um nur einige zu  nennen, verhalfen dem Verein zu sechs Titeln in nur vier Jahren. Mittlerweile  gab es kaum noch eine Mannschaft in der ersten Liga, die keine ausländischen Verstärkungen beschäftigte.

1993 wurde der VC Mamer durch Lucian Matusiou (5) und Paul Dobre (16) verstärkt. Zusammen mit Joël Thill, Carlo Mach, Friedrich Lüders (oben v.l.n.r.), Massimo Tarantini, Jim Friederich, Eric Bernard und Paul Goergen (unten v.l.n.r.) bildeten sie ein starkes Team     Foto:Armand Gillen

Die Mund-zu-Mund Propaganda wurde im Laufe der Zeit zu einer wichtigen   Qµelle: Bereits unter Vertrag stehende Spieler brachten Freunde ins Gespräch. Doch  die Katze im Sack wurde nicht gekauft. Egal wie der Kontakt zustande kam, die Spieler wurden immer zu einer Sichtung nach Luxemburg eingeladen und mussten sich  beweisen so Morby. Die Strassener hatten ihrerseits über gute Kontakte nach Tschechien aufgebaut: Robert Tomsicek, Petr Kuchar und Karel Kvasnicka kamen deshalb nach Luxemburg.

Von 1992 an wurden auch die ersten spielstarken Frauen aus dem Ausland in die nationale Meisterschaft gelockt. Mamer war der Vorreiter: Mit Vio Birsasteanu (heute Vlad) und Livia Glica stießen zwei hochkarätige rumänische Spielerinnen zur Mannschaft. Sie wurden Morby von einer Bekannten angeboten. Dies war der Anfang einer zehnjährigen Domi­nanz  in der die Titel reihenweise nach Mamer gingen. Einen großen Verdienst daran hatte auch Antonia Krivova. Die Ehefrau von Ran­guel und spätere Mutter der schon in jungen Jahren als Ausnahmespielerin gepriesenen Denitza, die viel zu früh bei einem Autounfall ums Leben kam, war ab 1998 als Spielertrainerin aktiv. In dieser Zeit war übrigens auch Veronique Philippe, Mutter der aktuellen Na­tionalspielerin Emma van Elslan­de, eine wichtige Stütze der Mann­schaft aus Mamer.

Gym mit rein luxemburgischem Team erfolgreich

Das einzige Team, dem es in dieser Ära mit je einem Meistertitel und einem Pokalsieg gelang die Siegesserie von Mamer zu unterbrechen, war Gym Bonneweg. Dies mit einer rein luxemburgischen Mannschaft.

                                                                                                        Dajana Völz studierte an der Uni Trier, wo GYM Bonneweg auf sie aufmerksam wurde.   Foto: Christian Kemp

Doch ab Ende der 1990er-Jahre setzte auch der Verein aus Bonne­weg immer mehr auf ausländische Verstärkungen. Allerdings kamen diese oft durch ihre Arbeit nach Luxemburg und schlossen sich dem Verein aus der Hauptstadt an. Ab Anfang des 21. Jahrhunderts re­krutierte der Club von Präsident Carlo Hastert fleißig an der Uni Trier. Myriam Webers, Dajana Völz und Ina Röper konnten zu einem Wechsel in die luxemburgi­sche Meisterschaft übezeugt wer­den. Auf dem internationalen Transfermarkt wurde man nur sel­ten aktiv. Die Verpfichtungen von Cathy Remacle (B) und Heather Harr (USA) bildeten Ausnahmen.

Dass man auch mit luxemburgi­schen Spielerinnen erfolgreich sein kann,  bewies Petingen. Ab 2004 prägte man eine Ära (je fünf Meistertitel  und  Pokalsiege)  und bewies, dass gute Nachwuchs­arbeit auch seine Früchte  tragen kann. Auf diese Politik setzte  ab 2013 auch Walferdingen wieder vermehrt.

Bericht: Roland Frisch